Ein Hauch von Schmerz by Nina Jansen

Ein Hauch von Schmerz by Nina Jansen

Autor:Nina Jansen [Jansen, Nina]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-11-19T23:00:00+00:00


Kapitel 9

Der Freitag war Aprils stressigster Tag. Sie hatte viele Patienten, darunter ihre schwersten Fälle. Normalerweise war sie fokussiert, voll bei der Sache und so professionell, wie ihr beruflicher Ehrgeiz es von ihr verlangte.

Doch an diesem Freitag war alles anders. Sie ertappte sich immer wieder dabei, wie ihre Gedanken abschweiften. Am schlimmsten war es in der letzten Sitzung vor der Mittagspause. Aaron Froth war ein gut aussehender Anfangsdreißiger, der sich beruflich zu viel vorgenommen hatte und obendrein noch zwei Freundinnen bei Laune hielt. Darüber hinaus leistete er sich anstrengende Hobbys, blieb keiner Party fern und meinte, sich mit Substanzen regenerieren zu müssen, von denen er besser die Finger gelassen hätte.

Während April ihm zuhörte – oder zumindest vorgab, ihm zuzuhören –, überlegte sie, dass all das Gerede, die Analysen, die kleinen Veränderungen im Alltag ihm wenig brachten. Würde sie ihn nicht viel nachhaltiger therapieren, wenn sie ihn anwies, sich auszuziehen und ihn dann auf lustvolle Weise von allem ablenkte, was ihn belastete? Mit einer gehörigen Portion Strenge würde sie ihn dazu bringen, endlich umzusetzen, was sie ihm seit vielen Sitzungen beizubringen versuchte. Ja, eine Züchtigung könnte so etwas wie eine Spontanheilung bewirken.

Sie malte sich genussvoll aus, wie sie ihm befahl, sich hinter den Sessel zu stellen, in dem er saß. Dann würde sie das lange Holzlineal nehmen, das so unschuldig auf ihrem Schreibtisch lag, und damit seinen Hintern bearbeiten. Sie würde ihn so lange schlagen, bis er ihr versprach, alles zu tun, was sie von ihm verlangte. Ja, Herrin, ich werde aufhören, Drogen zu nehmen. Ich werde mit einer meiner Freundinnen Schluss machen. Ich werde alles tun, wenn Sie nur aufhören, mich zu quälen.

Und die ganze Zeit über würde sein Glied steil aufgerichtet sein und sein Flehen Lügen strafen, denn genau das wollte er doch: dass ihm jemand sagte, wo es langging. Er brauchte eine feste Hand.

April überlegte, ob er es merken würde, wenn sie sich selbst streichelte. Sie saß hinter dem Schreibtisch, ihr Schoß war vor seinen Blicken sicher.

Du meine Güte, ich fange an, exhibitionistische Züge zu entwickeln. Ray wäre stolz auf mich.

Sie konzentrierte sich wieder auf das, was Aaron sagte, gerade noch rechtzeitig, denn er fragte:. »Meinen Sie, ich kann das schaffen? Eine dritte Freundin – ich weiß, das klingt, als hätte ich jegliches Maß verloren. Aber ich brauche das, verstehen Sie? Ich brauche es so sehr.«

Von wegen. Was du brauchst, ist eine Tracht Prügel!

Aaron sprang auf, als hätte sich der Sessel in einen Schleudersitz verwandelt. »Um Gottes willen!«

Hatte sie das eben laut gesagt? Ach herrje.

»Schnell raus hier!« Aaron rannte zur Tür.

Nein, sie hatte es nicht laut gesagt. Womöglich litt er zu allem Überfluss auch noch an drogeninduzierten Halluzinationen.

Da platschte ihr etwas auf den Kopf, und sie sah hoch. Es regnete, es regnete von der Decke! April, die wegen ihrer erotischen Fantasien der Realität entrückt war, starrte verständnislos auf den nassen Fleck, der sich um die Deckenlampe ausbreitete.

Aaron hatte die Tür geöffnet und winkte April herbei. »Nun kommen Sie schon. Jemand muss schleunigst den Hauptwasserhahn abstellen. Und dann sollten wir nachsehen, was sich in den Räumen über der Praxis tut.



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